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Rob. Lippert.1)

Zueignung.

Wenn wir an der Wüste Schwellen
Ganz verschmachtend hingesunken,
Haben wir an deinen Quellen
Neue Lebenskraft getrunken;
Rettest uns aus Eisesklüften,
Bettest uns auf grünem Rasen,
Leben mischst du Todtengrüften,
Uns erfrischst du an Oasen.
Hauchest in des Lebens Norden
Deiner Lieder milden Osten,
Giebst uns unter wilden Horden
Hesperidenfrucht zu kosten —
Weilest bei dem Halberstarrten,
Heilest ihn vom Brand der Nesseln,
Trägst ihn zu der Liebe Garten,
Schlägst ihn dort in Rosenfesseln.
Und so hast du uns begleitet

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Unterm fernen nord’schen Himmel,
Stürzten uns, von dir geleitet,
In Poltawa’s Schlachtgetümmel;
Flogen hin zum Steppenrande,
Zogen mit Zigeunerhorden.
Sprachen zu der Räuberbande,
Lagen an der Wolga Borden.
Floh’n des Harems Frau’nkabalen
In des Tartarchans Pallaste,
Gingen bei Tscherkessemahlen
Fern am Kaukasus zu Gaste —
Stiessen von uns böse Träume,
Liessen stätten rohen Grauses —
Eilten in des Friedens Räume,
Weilten dort im Schutz des Hauses.
Alle Elemente fanden
Wir im Liede des Poeten,
Wo sich Lieb’ und Hass verbanden,
Gläserklang und Kriegdrometen —
Reich bedacht mit solchen Dingen,
War’s gemacht uns arme Laien
Allgewaltig zu durchdringen,
Vielgestaltig zu erfreuen.
Und so nehmet’s hin, ihr Richter,
Des Gesanges kund’ge Meister, —
Sahmähet oder krönt den Dichter,
Der im Lande sel’ger Geister! —
Gehet hin zum deutschen Volke,
Wehet dort, ihr duft’gen Lieder —
Sänger, schicke aus der Wolke
Beifallsblicke auf uns nieder! —

Сноски

Сноски к стр. 140

1) Alexander Puschkin’s Dichtungen. Aus dem Russischen übersetzt von Dr. Robert Lippert. Erster Band. Leipzig. 1840. Стр. XI—XIII.